Zum Inhalt springen

So gelingt die Migration von SAP EWM 9.5 auf S/4HANA EWM

Wir führen Sie in 10 Schritten durch die Migration Ihres SAP EWM 9.5 (SAP EWM auf SCM bzw. SAP NetWeaver) nach SAP EWM on S/4HANA.

Warum die Migration auf EWM on SAP S/4HANA nötig ist

Viele unserer Kunden beschäftigen sich derzeit mit der Fragestellung, wie sie ihr dezentrales SAP EWM-System in Zukunft betreiben sollen. Wenn Ihr System bereits auf SAP EWM on S/4HANA läuft, so betrifft Sie dieser Artikel nur am Rande. Dennoch sollten Sie sich mit der Frage befassen, ob Sie in Zukunft auf RISE with SAP setzen möchten - der Umzug in die Private Cloud kann ggf. mit Vorteilen hinsichtlich der Lizenzkosten verbunden sein, die Sie für den Betrieb Ihres Systems entrichten müssen.

Läuft Ihr SAP EWM-System jedoch noch auf dem SCM-Stack oder stand-alone auf SAP NetWeaver, so müssen Sie sich zeitnah mit der zukünftigen Systemarchitektur Ihres Systems befassen. SAP EWM 9.5 ist das letzte Release, das für SCM-EWM bereitgestellt wird. Künftige Weiterentwicklungen und auch Fehlerkorrekturen werden nur noch für die neuere Architektur SAP EWM on S/4HANA bereitgestellt.

SAP EWM on S/4HANA bedeutet, dass das dezentrale EWM als einzige aktiv genutzte Komponente auf einem eigenen, technisch vollständig funktionsfähigen (aber nicht ausgeprägten) SAP S/4HANA-System betrieben wird. Das zentrale SAP ERP bzw. SAP S/4HANA, das Sie als Ihre ERP-Instanz betreiben, bleibt erhalten. Das bisherige stand-alone SAP EWM wird also durch ein neues System auf SAP S/4HANA-Architektur ausgetauscht – eine Migration vom “alten” SAP EWM auf ein “neues” SAP EWM.

Eine Anmerkung noch, bevor es losgeht: Sollten Sie noch eine ältere Version als SAP EWM 9.5 betreiben, so sollten sie vor der Migration über ein Upgrade nachdenken, da viele wichtige Fehlerkorrekturen erst mit SAP EWM 9.5 implementierbar sind und daher mit dieser Version ausgeliefert werden. Die Migration ist aber dennoch auch von älteren Versionen ab 9.x möglich, auch wenn solche Installationen heutzutage selten sind.

1. Machen Sie sich mit dem S/4HANA-Stack vertraut!

Der erste Schritt in Ihrem Migrationsprojekt sollte sein, dass Sie sich mit dem neuen Software-Stack Ihres zukünftigen EWM-Systems vertraut machen. Da Ihr zukünftiges EWM auf SAP S/4HANA basieren und daher die Coding-Line von S/4HANA enthält und ebenso den Release-Zyklen von SAP S/4HANA folgt, erwarten Sie insbesondere in den Basis-Bestandteilen von EWM on S/4HANA einige Veränderungen. Um Ihnen die Kennenlernphase zu erleichtern, möchten wir Ihnen im Folgenden die wesentlichen Änderungen aufzählen.

Wesentliche Änderungen zwischen EWM on SCM/NetWeaver und EWM on S/4HANA

  • CIF-Schnittstellen abgeschafft: Die Stammdatenübertragung erfolgt zwischen SAP ERP und EWM on S/4HANA nicht mehr per Core Interface. Stattdessen werden die Standard-IDoc-Typen (MATMAS, BATMAS, CREMAS, DEBMAS) für die Stammdatenübertragung genutzt.
  • Customer-Vendor-Integration: Die Übertragung von Kreditoren und Debitoren über CREMAS- bzw. DEBMAS-Schnittstelle führt dazu, dass Sie auch das Customizing für die Customer-Vendor-Integration (CVI) in SAP EWM durchführen müssen.
  • Materialstamm harmonisiert: Das EWM on S/4HANA legt bei Empfang von Materialstammdaten immer auch einen Materialstammdatensatz in SAP EWM an, den Sie über die "klassischen" Transaktion MM03 anzeigen lassen können. Es wird das Datenmodell aus dem Core (MARA, MARC) auch in SAP EWM genutzt.
  • Neues Customizing für dezentrales EWM: Sie müssen beim Grundcustomizing Ihres neuen SAP-EWM-Systems angeben, ob Sie das EWM dezentral betreiben möchten. Der dezentrale Betrieb von SAP EWM bedeutet auch, dass Sie die Advanced-Version von SAP EWM im Customizing aktivieren müssen. Zudem müssen die Werke aus SAP ERP in einem neuen Customizing-Knoten auf EWM-Seite gemappt werden.
  • Reorganisierte Customizing-Knoten: Bestimmte Knoten, wie die ERP-Versionskontrolle, finden sich nun an neuen Stellen im Customizing. Auch das Customizing von HU-Typen und Packmittelarten erfolgt nun gemäß dem neuen, harmonisierten Stammdatenmodell.
  • Neue Einstellungen für Serialnummernprofile: Das vorherige Customizing für lagernummerspezifische Serialnummerprofile wurde vereinheitlicht. Es wird nun das Serialnummernprofil analog dem ERP genutzt.
  • Neue Einstellungen für QM-Integration: Für die QM-Integration gibt es nun die Option, statt Prüfgruppen und Prüfregeln im EWM die QM-Sicht aus dem ERP als steuerndes Element zu nutzen. Auch hier wurde also harmonisiert.
  • Div. technische Änderungen: An verschiedenen Stellen im Standard-Coding haben sich die Signaturen von Funktionsbausteinen und Methoden geändert; an vielen Stellen ist beispielsweise der Verfügungsberechtigte ein Pflichtfeld geworden.

2. Schnittstellen sammeln

Wie Sie sicher beim Lesen des vorherigen Absatzes festgestellt haben, betreffen viele der Änderungen bei der Migration Ihres Legacy-EWM auf EWM on S/4HANA die Schnittstellen zum ERP-System. Doch hierbei handelt es sich wahrscheinlich nicht um die einzigen Schnittstellen, die Ihr SAP EWM heute ansprechen und bedienen muss. Sie sollten frühzeitig eine Schnittstellenliste erstellen, aus der alle Schnittstellen hervorgehen, die das EWM zu anderen Systemen bereitstellt oder die das EWM in anderen Systemen oder Diensten aufruft. Sie sollten dabei beachten, dass dies auch File-Schnittstellen und genutzte Drucker betrifft.

Die Schnittstellenliste wird Ihnen einen guten Überblick verschaffen, welche Schnittstellen bei der Migration zu testen und ggf. anzupassen sind und kann eine Gedankenstütze darstellen, welche Prozesse in Ihrem System heute abgebildet sind. Zudem bietet es Ihnen die Chance, bereits vor der Migration veraltete und nicht mehr genutzte Schnittstellen abzulösen und stillzulegen, sodass diese nicht getestet werden müssen.

3. Projektplan / Roll-Out-Plan definieren

Nun geht es an die Planung. Mit dem Ende dieses Schritts sollten Sie zumindest eine grobe Roadmap haben, aus der der erste Go-Live mit dem neuen EWM on S/4HANA und die weitere Projekt-Timeline hervorgeht. Eine Orientierung für die Gesamt-Projektlaufzeit bietet die Anzahl der zu migrierenden Lagernummern. Keine Sorge, bei Migrationen von SAP EWM-Installationen mit vielen Standorten (Mandanten/Lagernummern) können Sie die Planung im weiteren Verlauf des Gesamtprojekts iterativ vornehmen und die genaue Reihenfolge der Lagernummern später festlegen.

Wichtig ist, zunächst die Laufzeit für den/die ersten Standort(e) festzulegen; die Gesamtprojektlaufzeit ermitteln Sie z.B. über die Multiplikation mit einem groben Schätzwert der Zeitspanne, die Sie für die Migration einer Lagernummer inklusive aller Projektphasen benötigen.

  1. Projekt-Setup: Wesentliche Projektteilnehmer (inkl. Standort-Teams) abholen und über das Migrationsvorhaben informieren. Oftmals handelt es sich um ein IT-getriebenes Projekt.
  2. Technische Bereinigung des Altsystems (optional): Bereits vor der Migration auf EWM on S/4HANA technische Schulden abbauen und nicht mehr genutzte Entwicklungen bereits im Altsystem stilllegen.
  3. Setup des Sandbox-Systems (einmalig, optional): Aufbau eines Sandbox-Systems, in dem Sie die Migration üben und den für Sie geeigneten technischen Migrationspfad festlegen.
  4. Probe-Migration (einmalig, optional): Mögliche Fallstricke und Probleme frühzeitig identifizieren und Projektplanung verfeinern.
  5. Erstellung des Roll-Out-Plans (bei mehreren Standorten): Verfeinerung des Projektplans pro Standort, sodass die Standorte zum richtigen Zeitpunkt informiert und abgeholt werden können.
  6. Setup von D-System, Q-System und P-System.
  7. Migration von Entwicklungen, Customizing und Stammdaten ins D-System.
  8. Integrationstest und UAT: Umfassender Test des Gesamtsystems mit End-to-End-Prozessen und allen verwendeten Schnittstellen.
  9. Cutover und Go-Live-Vorbereitung
  10. Go-Live und Hypercare
  11. Prozessoptimierungen

Sie können die Projektplanung der EWM-Migration zunächst als Vorwärtsplanung durchführen. Sollten Sie in Zeitprobleme geraten, können Sie bei Bedarf und Vorhandensein mehrerer Standorte die Migration der Standorte später parallelisieren, insofern die Personalplanung dies zulässt. Sie sollten allerdings ausreichend IT-Personal für die technische Migration und Standortvertreter/-innen für Test und Go-Live-Support einplanen.

4. Sandbox-System installieren

Nun geht es erstmals ans System! Eine vollständige dreistufige Projektschiene mit Entwicklungssystem, Qualitätssicherungssystem und Produktivsystem auf dem S/4HANA-Stack ist zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht notwendig.

Sie sollten aber bereits frühzeitig versuchen, eine Sandbox-Umgebung für SAP S/4HANA EWM aufzusetzen, um erste Erfahrungen zu sammeln und die neue Umgebung kennenzulernen. Sie sollten also idealerweise ein Standalone-System auf Basis von SAP S/4HANA als Sandbox aufsetzen. Eine Möglichkeit für ein schnelleres Deployment ist auch die Nutzung der Cloud Appliance Library der SAP für ein schnelles, vorkonfiguriertes Deployment bei einem Hyperscaler Ihrer Wahl - oder Sie installieren eine frische S/4HANA-Instanz in Ihrem lokalen Netzwerk oder in der S/4HANA Private Cloud.

5. Neue Standard-Schnittstellen prüfen

Nach der Installation der Sandbox sollten Sie sich mit dem neuen System vertraut machen. Der entscheidende Part ist hier, die Standard-Schnittstellen in S/4HANA EWM kennenzulernen. Die Stammdaten empfängt das EWM on S/4HANA über die folgenden Schnittstellen:

SchnittstellentypBezeichnungAnwendungszweck
IDocMATMASMaterialstamm
IDocBATMASChargenstamm
IDocCREMASKreditorenstamm (Lieferanten)
IDocDEBMASDebitoren (Kunden)
Core Interface (CIF)--Packvorschriften
Stammdaten-Schnittstellen in SAP EWM on S/4HANA

 

Alle Stammdaten außer den Packvorschriften empfängt das S/4HANA EWM nun also per IDoc. Verwendet werden die jeweils aktuellen IDoc-Typen der jeweiligen Nachrichtenart. Sie sollten jedoch auf ERP-Seite und EWM-Seite dieselbe Version auswählen.

Die Umstellung auf IDoc bedeutet für Sie vor allem, dass Schnittstellen-Erweiterungen, die Sie in den bisher gängigen BAdIs APOCF… implementiert haben, nicht mehr gültig sind - das Coding wird nicht mehr durchlaufen! Solche Entwicklungen müssen Sie für den neuen Software-Stack adaptieren.

Die Verwendung von DEBMAS- und CREMAS-IDocs bringt zudem mit sich, dass die Lieferanten- und Kundenstammsätze jeweils getrennt übertragen werden; das gilt auch dann, wenn Sie als ERP bereits ein SAP S/4HANA mit harmonisierten Business-Partner-Nummern nutzen. Sie müssen sich daher auf EWM-Seite frühzeitig mit der Konfiguration der Customer-Vendor-Integration (CVI) befassen und das entsprechende Customizing vornehmen.

Idealerweise können Sie Ihre Sandbox mit einem bestehenden, bislang mit SAP EWM on NetWeaver gekoppelten ERP-System verbinden und den Datenaustausch ausprobieren. So können Sie die Verarbeitung der Daten im S/4 EWM frühzeitig prüfen.

6. Migrationsobjekte und Migrationsstrategie festlegen

Nachdem Sie sich eingehend in Ihrem Sandbox-System mit dem neuen Software-Stack vertraut gemacht haben, geht es an die Festlegung Ihrer Migrationsstrategie. In der folgenden Darstellung finden Sie einen groben Überblick der jeweils zur Verfügung stehenden Migrationsrouten für Ihre Workbench-Objekte, das Customizing und Ihre Daten. In den nachfolgenden Abschnitten behandeln wir die Details bei Ihrer EWM-Migration und teilen unsere Best Practices und Projekterfahrung.

Darstellung der möglichen Migrationsrouten für die Kategorien Workbench-Objekte, Customizing, Stammdaten und Bewegungsdaten.

Workbench-Objekte: Kundenspezifische Entwicklungen für SAP EWM

Kaum eine SAP-EWM-Installation kommt ohne kundenspezifische Entwicklungen aus - manchmal handelt es sich lediglich um eigene Druckformulare, oftmals wurden aber die Business Add-Ins (BAdIs) in SAP EWM implementiert oder eigene Datenfunk-/RF-Transaktionen implementiert. Solche Entwicklungen sollten auch mit EWM on S/4HANA wieder zur Verfügung stehen. Erst einmal die gute Nachricht: Bis auf die bereits erwähnten Beschränkungen in den Stammdaten-Schnittstellen (CIF-BAdIs werden nicht mehr durchlaufen) sind die bereits in EWM 9.5 zur Verfügung stehenden BAdIs in EWM on S/4HANA weiterhin verfügbar.

Für die Migration Ihrer Entwicklungen benötigen Sie einen Workbench-Transportauftrag, den Sie aus dem “alten” EWM exportieren und in das neue EWM-System importieren. Gehen Sie am besten wie folgt vor:

  1. Ziehen Sie eine Liste aller Workbench-Transporte, die in Ihr Produktivsystem eingelaufen sind.
  2. Legen Sie einen leeren Workbench-Transportauftrag oder Transport von Kopien in Ihrem Entwicklungssystem an. Falls Sie dies in Ihrem Qualitäts- oder Produktivsystem erlaubt haben, könnten Sie den Transport alternativ auch dort anlegen. So stellen Sie sicher, dass keine unfertigen Entwicklungen aus dem Entwicklungssystem übertragen werden. Das Ziel des Transports sollte Ihr neues Entwicklungssystem/das Sandbox-System für Ihr neues SAP EWM sein.
  3. Fügen Sie die Objekte in den neu angelegten Transport ein, indem Sie die Option “Objekte aufnehmen” verwenden.

Wie Sie sehen, ist die Voraussetzung für die Migration die Konfiguration einer Transportschiene zwischen altem und neuem System. Ist diese Konfiguration nicht möglich, könnten Sie alternativ den Transport mit Dummy-Transportziel exportieren und über das Dateisystem die Transportdateien verschieben.

Der Import einiger Ihrer Entwicklungen wird möglicherweise auf Syntax-Fehler stoßen. Das kann vorkommen und bedeutet lediglich, dass Sie die Objekte an den neuen S/4HANA-Stack anpassen müssen. Setzen Sie das Originalsystem an den Objekten in Ihrem neuen System auf das S/4HANA-System um und bearbeiten Sie die Entwicklungen dort. Dieser Schritt wird im Folgenden noch wichtig.

Globales und Lagernummern-Customizing

Um das Customizing im neuen S/4HANA-EWM nicht von Grund auf vornehmen zu müssen, können Sie dieses ebenfalls per Transportauftrag migrieren. Dabei haben Sie mehrere Möglichkeiten:

  • Sie legen einen Sammeltransport/Transport von Kopien mit den Objekten der Customizing-Transporte an, die ins Produktivsystem eingelaufen sind (analog der Workbench-Objekte)
  • Sie benutzen den Standard-Customizing-Knoten “Lagernummern-Customizing kopieren” und kopieren das Customizing Ihrer EWM-Lagernummer(n) auf eine temporäre Lagernummer. Den dafür verwendeten Transportauftrag bringen Sie in Ihr neues EWM on S/4HANA und kopieren dort auf demselben Weg das Customizing Ihrer temporären Lagernummer wieder auf Ihre echten Lagernummern.
  • Sie benutzen alternative, projektspezifische Tools, die Ihnen das Lagernummer-Customizing in einen Transportauftrag aufnehmen und bringen den daraus resultierenden Transport in Ihr neues EWM on S/4HANA. Wir haben in unseren Projekten solche Tools umgesetzt und dabei auch die Möglichkeit geschaffen, kundeneigene, nicht auf der Lagernummer basierende Customizing-Tabellen in den Transport mit aufzunehmen. Sprechen Sie uns gern an!

Stammdaten: Inhalte von Standard-Tabellen und kundenspezifischen Z-Tabellen

Der Gold-Standard für die Migration Ihrer EWM-Stammdaten ist das S/4HANA Migration Cockpit. Sie sollten sich, nach dem Aufsetzen Ihres Sandbox-Systems, mit dem Tool vertraut machen und analysieren, inwieweit Ihre Stammdaten davon abgedeckt werden.

Sie können, neben den zur Verfügung stehenden Standard-Migrationsobjekten, zudem mit geringem Aufwand eigene Migrationsobjekte anlegen und diese ins Migration Cockpit integrieren.

Eine Alternatve ist die manuelle Migration mittels File-Download und -Upload ins EWM. Für eine vollständige Liste der Migrationsobjekte können Sie auch unseren früheren Artikel "10 Erfolgsfaktoren für die Migration nach EWM" zurate ziehen.

Screenshot aus dem Migration Cockpit für EWM - Anlage eines neuen Migrationsprojekts
Screenshot aus dem Migration Cockpit für EWM - Festlegung der Migrationsobjekte
Screenshot aus dem Migration Cockpit für EWM - Anzeige Fortschritt der Migration

Bewegungsdaten: z.B. Anlieferungen, Auslieferungen, Lageraufgaben

Für die Bewegungsdaten gibt es keine gültige Migrationsroute. Falls Sie darüber nachdenken, in Ihrer EWM-Installation über unternehmensspezifische Entwicklungen in EWM eine Möglichkeit zur Migration von Bewegungsdaten zu schaffen - wir raten davon ab.

Da SAP EWM an vielen Stellen GUIDs zur eindeutigen Identifikation und Verknüpfung von Lageranforderungen und anderen Objekten verwendet, würden diese bei der Migration invalide und müssten mit großem Aufwand neu erzeugt werden. Aufwand und Nutzen stehen hier in keinem Verhältnis. Stattdessen sollten Sie:

  • Eine offene Kommunikation mit dem Fachbereich bezüglich der anstehenden Änderungen anstreben
  • Offene Belege vor der Migration abschließen, d.h. Lageraufgaben quittieren oder stornieren, Lageranforderungen ggf. kürzen und/oder Wareneingang oder Warenausgang buchen
  • Das "alte" EWM on NetWeaver in den Monaten nach der Migration weiterhin laufen lassen, damit Altdaten nachvollziehbar bleiben
  • Buchungen im Altsystem nach der Migration über Berechtigungen verhindern

Eine Ausnahme hiervon bilden selbstverständlich die Bestandsdaten. Diese können Sie ebenfalls mit dem Migration Cockpit migrieren. Alternativ können Sie den Bestandsupload via /SCWM/ISU mit der Option “Nicht an ERP melden” verwenden.

Wichtig: Das Migration Cockpit migriert keine Bestände mit Belegreferenz und gibt über den Ausschluss dieser Bestände keine Meldungen aus. Sie sollten also Belegreferenzen vor der Migration lösen und dies kurz vor der Bestandsübernahme noch einmal kontrollieren.

7. Neue Systemschiene aufsetzen

Nachdem Sie sich mit dem neuen S/4HANA EWM vertraut machen konnten und vielleicht auch eine erste Probe-Migration in Ihr Sandbox-System vorgenommen haben, liegt Ihnen nun Ihre Migrationsstrategie vor.

Sie sind damit bereit für die Installation der neuen S/4HANA-Instanzen für das EWM. Starten Sie mit dem Entwicklungssystem und dem Qualitätssystem, das Produktivsystem können Sie später bereitstellen. Sie müssen für jedes der Systeme die folgenden, vorstehend beschriebenen Schritte durchführen:

  • Installation des Systems und Einrichten der Transportschienen
  • Anbindung des ERP-Systems
  • Migration von Workbench-Objekten, Customizing und Stammdaten

Sie sollten für Entwicklungssystem und Qualitätssystem ebenfalls eine Probe-Migration durchführen. Die Migration für das Q-System stellt gleichzeitig die Basis für die Tests durch den Fachbereich dar.

Achtung: Sobald Sie Entwicklungs- und Qualitätssystem aufgesetzt haben, sollten Sie sicherstellen, dass Transporte aus Ihrer bisherigen Wartungsschiene ebenfalls in die neuen Systeme einlaufen. Falls Sie an den importierten Entwicklungen bereits Änderungen im neuen System durchgeführt haben, laufen die Transporte beim Import auf Fehler (Originale nicht überschreiben). Diese Objekte müssen Sie manuell im neuen System nacharbeiten, um die Wartungssysteme und die neue EWM-Systeme synchron zu halten.

8. Test des neuen EWM on S/4HANA

Wie bei jeder größeren Systemumstellung ist auch bei der Migration auf SAP EWM on S/4HANA ein ausgiebiger Test nötig. Bewährt hat sich aus unserer Sicht, zunächst einen reinen IT-Test durchzuführen. Diesen können Sie bereits in der Sandbox oder im Entwicklungssystem durchführen.

Im Q-System sollten Sie einen Test mit dem Fachbereich durchführen. Nur so stellen Sie sicher, dass die eingestellten Prozesse auch so noch funktionieren, wie sie auch genutzt werden.

9. Go-Live und Hypercare mit dem neuen System

Sie haben für alle Migrationsobjekte eine Strategie festgelegt, die Migration und die Prozesse erfolgreich getestet und das neue EWM-Produktivsystem aufgesetzt. Dann können Sie nun Ihr EWM-System auf S/4HANA umstellen. Dabei sollten Sie die folgenden Punkte beachten:

  • Während Sie die Entwicklungen und das Customizing natürlich schon frühzeitig ins Produktivsystem einspielen können, sollten Sie Stammdaten und Bestände zu einem Stichtag Ihrer Wahl importieren.
  • Kontrollieren Sie die Bestände vor und nach der Migration im alten und neuen EWM-System.
  • Wichtig ist auch hier, dass der Migrationszeitpunkt von klarer Kommunikation begleitet wird.
  • Sperren Sie die User im Altsystem, damit die Anwenderinnen und Anwender nach der Migration nicht versehentlich weiterhin im alten System arbeiten können.
  • Planen Sie genug IT-Support für die Hypercare-Phase ein - bei Bedarf auch auf dem Shopfloor.

 

Herzlichen Glückwunsch! Sie sind nun live mit EWM on S/4HANA.

10. Prozessoptimierung

Die eigentliche Migration ist zwar mit dem erfolgreichen Schritt nach EWM on S/4HANA abgeschlossen. Sie haben durch die Umstellung auf den modernen Software-Stack nun allerdings neue Möglichkeiten und Funktionen, die Sie sich näher anschauen sollten.

Aus diesem Grund empfehlen wir, bedarfsgerecht eine Optimierungsphase an das Migrationsprojekt anzuschließen und diese auch frühzeitig einzuplanen.

Fazit

In diesem Artikel haben wir Sie durch Ihr Migrationsprojekt von EWM on NetWeaver nach EWM on S/4HANA geführt. Natürlich kann ein Beitrag unsere Beratungsleistung nicht ersetzen. Jedes Unternehmen und die meisten SAP EWM-Installationen haben ihre Besonderheiten, die auch bei der Migration besonders zu betrachten sind.

Wir hoffen aber, dass Ihnen der Beitrag gefallen hat und Ihnen eine Hilfestellung gibt, wenn Sie sich mit der EWM-Migration befassen. Sollten Sie weitere Fragen zu diesem oder anderen Themen haben, sprechen Sie uns gern an.

Jetzt Kontakt aufnehmen

Kostenlose Erstberatung anfragen

headset_mic Jetzt beraten lassen